Achtung, Resistenzen!

Dermatophyten-Resistenzen sind auf dem Vormarsch – so auch die Resistenz gegenüber Terbinafin. Was gibt es zu beachten und wie sollte man vorgehen? Eine Übersicht über die aktuellen Entwicklungen. Prof. Ditte Marie L. Saunte,von der Zealand University, präsentierte den Fall einer 32-jährigen Frau mit Trichophyton mentagrophytes/interdigitale-Befall. Auf eine Therapie mit Terbinafin sprach die Patientin nicht an und ein entsprechender Test brachte eine Terbinafin-Resistenz ans Licht. Diese entsteht durch Mutationen im SQLE-Gen und wird seit 2017 immer häufiger beobachtet, sagte die Referentin. Unterscheidung zwischen klinisch und mykologisch Generell unterscheidet man bei antifungalen Resistenzen zwischen klinischer und mykologischer Resistenz, so Prof. Saunte. Eine klinische Resistenz liegt vor, wenn der Patient trotz korrekter Dosierung nicht anspricht. Man muss sich hier zum Beispiel fragen, ob der antimykotische Wirkstoff nicht richtig aufgenommen wird. Als Beispiel nennt die Referentin Itraconazol, das z.B. bei gleichzeitiger Einnahme mit Grapefruitsaft nicht ausreichend adsorbiert werden könnte. Kann ein Antimykotikum nicht effektiv in das infizierte Areal eindringen, kann das ebenfalls eine klinische Resistenz bedingen – Beispiel sind Dermatophytoma der Nägel. Auch die Patientencompliance sollte geprüft werden. Im Zuge der mykologischen Resistenz wird zwischen der primären (intrinsischen) und der sekundären (erworbenen) Resistenz unterschieden. Bei der primären Resistenz sind die Pilze schon vor der Medikamentenexposition resistent. Die sekundäre Resistenz entwickelt sich erst nach der antifungalen Therapie und hängt von der Expression des alterierten Gens ab. Die Patientin im vorliegenden Fall zeigte klare Anzeichen beider Resistenzformen, also sowohl klinisch als auch mykologisch, berichtete Prof. Saunte. Die Referentin verwies auf die „90-60-Regel“, die die Diskordanz zwischen der in-vivo- und der in-vitro-Resistenz beschreibt. Sie besagt, dass 90 % der Betroffenen mit Infektionen, die durch therapieanfällige Stämme ausgelöst werden, auf eine geeignete Behandlung ansprechen; Bei Patientinnen und Patienten mit resistenten Stämmen sind Therapien allerdings nur zu 60 % wirksam. Medikament wechseln oder Dosis erhöhen In einer dänischen Studie wurde die Häufigkeit einer Terbinafin-Resistenz in Trichophyton-Isolaten untersucht. Die Autoren fanden einen Anstieg der Resistenzen von 2013 bis 2020 [1]. Dies ist aber nur „die Spitze des Eisbergs“ – laut der Referentin werden die Zahlen weiter steigen. Es gibt noch keine große randomisierte Studie zur Terbinafin-Resistenz; Prof. Saunte verwies aber auf ein Statement der Indian Association of Dermatologists, Venereologists and Leprologists (IADVL), die ein mögliches Vorgehen beschreiben – zum Beispiel könnte man dann mit Itraconazol behandeln oder die Terbinafin-Dosis erhöhen [2]. Die Kombination von Terbinafin und Itraconazol kann einer aktuellen Studie zufolge synergistisch wirken [3]. Neben der eigentlichen Therapie von Dermatophytosen sollte die Umgebung des Behandelten gesäubert werden. Kleidung ist bei mindestens 60°C zu waschen; ist das nicht möglich, kann man auf ein spezielles Desinfektionswaschmittel zurückgreifen. basierend auf: "Dermatophyte treatment resistance? Session Fungal skin infections" Vortrag von Prof. Dr. Dr. Ditte Marie L. Saunte, Zealand University Hospital, Roskilde. Vom 31. EADV-Kongress (hybrid), 07.09.bis 10.09.22 in Mailand. Empfehlung der Redaktion Kongressdossier Unsere Highlights vom 31. EADV-Kongress Der 31. Kongress der European Academy of Dermatology and Venereology (EADV) fand dieses Jahr unter dem Motto: "Designing the future of Dermatology and Venerology statt. In über 170 Sessions mit 600 Vortragenden wurden die neuesten Erkenntnisse aus den Bereichen Dermatologie und Venerologie vorgestellt. Unsere Highlights vom Kongress, der vom 07.09. – 10.09.22 stattfand, finden Sie in diesem Dossier.

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