Erschienen in:
08.09.2023 | Hysterektomie | Medizin aktuell
Zervixkarzinom: Ändert sich der Therapiestandard?
verfasst von:
Dr. med. Dominik Ratiu
Erschienen in:
gynäkologie + geburtshilfe
|
Ausgabe 5/2023
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Auszug
Besonders hervorzuheben ist die Diskussion über die operative Therapie des Zervixkarzinoms, bei der in diesem Jahr nicht wie so oft der Zugangsweg, sondern die Radikalität beim frühen Zervixkarzinom im Vordergrund stand. Diesbezüglich wurden Daten aus der SHAPE-Studie präsentiert, in der zwischen der einfachen Hysterektomie und der radikalen Hysterektomie bei Patientinnen mit einem Low-Risk-Zervixkarzinom verglichen wurde [Plante M et al. J Clin Oncol 2023;
https://doi.org/kpwx]. Der primäre Endpunkt der Studie war die lokalrezidivfreie Rate nach drei Jahren, während sekundäre Endpunkte das rezidivfreie- und Gesamtüberleben (OS) sowie die Lebensqualität waren. Die Patientinnencharakteristika waren in beiden Gruppen vergleichbar, abgesehen von einer geringen Differenz bezüglich der im Vorfeld durchgeführten Konisation. Obwohl der operative Zugangsweg nicht Gegenstand der Studie war, zeigte sich, dass die einfache Hysterektomie eher minimalinvasiv und die radikale Hysterektomie eher offen durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die rezidivfreie Rate und die Todesrate in beiden Gruppen nicht unterschieden. Jedoch zog die radikale Hysterektomie deutlich ungünstigere kurz- und längerfristige Komplikationen nach sich, insbesondere in Bezug auf Inkontinenz und Blasenentleerungsstörungen. Auch die Lebensqualität und sexuelle Gesundheit waren bei der einfachen Hysterektomie im kurzfristigen Verlauf besser (innerhalb der ersten 12 Monate nach OP). Insgesamt deuten die Daten darauf hin, dass die einfache Hysterektomie der radikalen Hysterektomie nicht unterlegen ist und mit einer langfristig geringeren Morbidität verbunden zu sein scheint. Dies wird höchstwahrscheinlich zu einem Wechsel des aktuellen Therapiestandards für dieses Patientinnenkollektiv führen. …