Erschienen in:
04.04.2016 | Mammakarzinom | Medizin aktuell
Kaum bekannte Biologie: vom Rätsel der Hirnmetastasen
verfasst von:
Friederike Klein
Erschienen in:
gynäkologie + geburtshilfe
|
Ausgabe 2/2016
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Auszug
Hirnmetastasen sind ein spätes Ereignis im Krankheitsverlauf, unter anderem beim Mammakarzinom. Doch der Metastasierungsprozess mit seiner klonalen Entwicklung ist keineswegs wie lange angenommen linear, berichtete Prof. Tobias Pukrop, interdisziplinäre Onkologische Tagesklinik, Universitätsklinikum Regensburg. Bei verschiedenen Tumorentitäten konnte inzwischen gezeigt werden, dass sich die klonale Entwicklung früh verästelt. Die Folge: Hirnmetastasen haben ein ganz anderes genetisches Profil als der Primarius und der Stammzellklon ist meist nicht mehr nachweisbar. Die manifeste Hirnmetastase sei ferner das Ende einer langen Entwicklung. Möglicherweise haben es schon bei Diagnosestellung einzelne Tumorzellen geschafft, die Blut-Hirn-Schranke und endotheliale Abwehrmechanismen des Gehirns zu überwinden, so Pukrop. Die Ansiedlung hat also möglicherweise längst stattgefunden, das Gehirn ist bereits kolonisiert, auch wenn die Makrometastasierung erst viel später auftritt. Die Therapie des Primarius beeinflusst diese weitere Entwicklung nicht. Wahrscheinlich führen die anderen Abwehrmechanismen in verschiedenen Organen auch zu einer spezifischen Selektion von Klonen. Pukrop sprach von einer maximalen Heterogenität — nicht nur Primarius und Hirnmetastasen haben wenig gemein, auch eine Organmetastase habe ihr eigenes Mutationsmuster. Das könnte auch der Grund sein, warum viele zielgerichtete Therapien zwar das progressionsfreie, nicht aber das Gesamtüberleben verlängern. Die Mutationsbestimmung des Primarius alleine scheint oft ungenügend, zumindest progrediente Metastasen müssen künftig vielleicht häufiger biopsiert oder reseziert werden. Über die Biologie von Hirnmetastasen sei derzeit noch viel zu wenig bekannt. …