Erschienen in:
23.05.2019 | Misoprostol | Leitthema
Vakuuminduzierte Tamponade bei postpartaler Blutung
Kontrahieren – nicht dilatieren!
verfasst von:
Dr. med. Christian Haslinger
Erschienen in:
Die Gynäkologie
|
Ausgabe 6/2019
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Zusammenfassung
Die postpartale Hämorrhagie (PPH) ist weltweit eine der Hauptursachen für schwere mütterliche Morbidität und Mortalität. Die PPH-Rate steigt auch in entwickelten Ländern kontinuierlich an, der Hauptgrund liegt in der stetig zunehmenden Atonierate. In der Therapie der Atonie haben nach Versagen konservativer Maßnahmen intrauterine Ballonsysteme mittlerweile einen fixen Stellenwert, obwohl ihre Wirkung nicht in randomisierten, kontrollierten Studien überprüft wurde. Zudem widerspricht es dem Konzept, den Uterus bei Atonie zu kontrahieren, um ein suffizientes Verschließen der Spiralarterien im Myometrium und der venösen Sinus im Plazentabett zu erreichen. Ein neues Konzept setzt hier an: Zwar wird ein intrauterines (Ballon‑)System verwendet, es wird jedoch nicht mit Flüssigkeit gefüllt, sondern etabliert einen Unterdruck im Kavum. So sollen intrauterin angesammeltes Blut abgesaugt und dann die myometrane Kontraktion und damit der Verschluss der Spiralarterien unterstützt werden. Dies ist unter pathophysiologischen Aspekten einleuchtend, auch eine hochrangig publizierte Proof-of-concept-Studie zeigte sehr gute Ergebnisse ohne relevante Nebenwirkungen. Da übertriebene Euphorie nach Einführung neuer Methoden mehr schaden denn nutzen könnte, ist die Überprüfung dieser vakuuminduzierten Tamponade in randomisierten, kontrollierten Studien unerlässlich. Es ist gut möglich, dass die vakuuminduzierte Tamponade die derzeit etablierten Ballonsysteme mit dilatativer Wirkung auf den Uterus zur Therapie der klassischen Uterusatonie ablösen könnte.